Anfangs brummte der Laden. Einen Jugoslawen gab es bisher nicht im Dorf und Petar überzeugte mit großen Portionen und seiner Freizügigkeit. Durch einen dummen Zufall, es war gerade mal wieder Not am Mann, bin ich dann zu meinen Oberstufenzeiten auch zu einem Job gekommen. Mehrmals in der Woche habe ich dort gekellnert, oben im Restaurant und auch unten auf den Kegelbahnen. Als Schüler habe ich da zusammen mit dem Trinkgeld gute Kohle verdient. Nur eines hing mir dann irgendwann zum Hals raus: Pljeskavica. Jeden Arbeitstag, den Gott erschaffen hatte, wurde ich mit dieser Balkanfrikadelle gefüttert. Einmal vor der Schicht um 17 Uhr und einmal um 23 Uhr, wenn die letzten Kegelbrüder die Bahn verlassen hatten. Noch heute bekomme ich einen Würgereiz, wenn ich nur daran denke!
Ich kam von meiner Schulabschlussfahrt im 13. Schuljahr zurück von der amalfitanischen Küste. Petar war verschwunden. Bei Nacht und Nebel. Meinen Job war ich los.
Zuletzt hatte ein gewisser Apostulus aus Hellas den Laden, und zwar recht lange. Aber in all den Jahren hat sich weder die Speisekarte, noch die Tapete geändert. Die Speisen waren typisch griechisch, nicht schlecht, aber nach all den Jahren aber auch wenig interessant. Und investiert hat der Knabe mal so rein gar nichts in den Laden. Und so neigte sich auch diese Ära dem Ende zu. Er ließ den Pachtvertrag auslaufen. Die Hütte stand lange Zeit leer.
Bis dann der Türke Arici Emine kam und gleich das ganze Objekt kaufte. Monatelang hat dieser den Laden umbauen und jeden Stein auf links drehen lassen. Die Neueröffnung verzögerte sich Monat um Monat. Im Januar wollte Gerd seinen Geburtstag dort feiern. Es brannte zwar schon Licht und die Einrichtung schien komplett, aber von Gastronomie herrschte Fehlanzeige.
Jetzt, am 1. Mai 2018, hat der Laden auf, und Gerd lädt uns zum Testessen ein.
Alle Achtung! Obwohl ich durch meinen Job doch eigentlich jeden Winkel kennen müsste, erkenne ich die alte Ratsstube nicht wieder. Nichts ist mehr da, wo es vorher war. Der neue Inhaber muss tierisch Kohle in die Hand genommen haben. Die Einrichtung ist sehr hochwertig und geschmackvoll. Und das Ganze nicht oberflächlich, sondern von A-Z.
Die Speisekarte ist nicht 0815, die Preise sind moderat. Erstaunt bin ich, dass es auch am Feiertag eine Mittagskarte mit sehr preisgünstigen Gerichten gibt. Sowohl Qualität als auch Quantität der Gerichte können uns überzeugen.
Fazit: Das Lokal ist eine absolute Bereicherung für Neuwerk. Ich weiß aber, dass Neuwerk für Geschäftsleute ein nicht ganz so einfaches Pflaster ist. Dem Wirt ist jedenfalls zu wünschen, dass sein Konzept aufgeht und sich seine immensen Investitionen amortisieren. Wir gehen bestimmt nochmal hin.
Ach so: gerne hätten wir die Homepage vom Restaurant Neuzeit verlinkt. Der Webmaster scheint nicht ganz so fleißig zu sein, wie die restliche Bedienung. Leider gibt es beim Aufruf von www.restaurantneuzeit.de nur eine Fehlermeldung. Aber die Eröffnung hat lange gedauert, vielleicht klappt es dann irgendwann auch mit der Homepage. Und auch auf Tripadvisor können wir zum Zeitpunkt der Artikelerstellung noch keinen Eintrag finden. Gut Ding will halt Weile haben.