Natürlich könnt Ihr Euch jetzt noch fragen, warum wir in der Einleitung das RTL-Dschungelcamp erwähnt haben. Auch hierfür gibt es eine simple Erklärung. Ein gemeinsamer Bekannter meinte vor nicht allzu langer Zeit zu uns, dass er tagtäglich auf der Arbeit Ekelprüfungen zu bestehen hätte. Wir wollen hier natürlich nicht so weit gehen, alleine aus arbeitsrechtlichen Gründen könnten wir das an dieser Stelle auch gar nicht.
Wir haben Gott sei Dank uns, und wenn wir dann eine beschissene Woche hinter uns haben und uns eigentlich am liebsten auf der Couch eingraben würden, dann unternehmen wir etwas gegen den Frust. Also machen wir uns an diesem Wochenende runter von der Couch auf nach Liebenscheid. Wir hätten auch Dreiländertour als Überschrift wählen können. Von Siegen aus geht es nämlich in südlicher Richtung durch Hessen. An der bereits oben beschriebenen Ausfahrt verlassen wir die A45, fahren wieder ein Stück durch Nordrhein-Westfalen, um schließlich im rheinland-pfälzischen Liebenscheid einen Parkplatz zu finden.
Noch auf nordrhein-westfälischen Territorium wiesen temporäre Geschwindigkeitsschilder auf das Ereignis hin. Auf der L730 sind plötzlich nur noch 50 km/h erlaubt. Hinter einer Kurve, gleich hinter der Landesgrenze steht eine Helfergruppe mit Flatterband und regelt den Verkehr. Hier müssen wir auf einem aufgeschütteten Schneehügel den Rennparcours überqueren. Gleich am Ortseingang weisen uns Schilder den Weg zum Sonderparkplatz. Wir biegen rechts ab. Links am Straßenrand sitzen drei Helfer hinter einer Bierzeltgarnitur. Für jeweils 3 EUR erhalten wir jeder ein gelbes Eintrittsbändchen für ums Handgelenk. Die Parkgebühren von 1 EUR müssen wir ebenfalls hier entrichten. Danach dürfen wir das steile, schmale Sträßchen weiter bergauf fahren. Alles ist gut organisiert. Der Dorfbauer hat seinen Acker geräumt und somit Parkfläche geschaffen. Zahlreiche Gelbwesten stehen zum Einweisen bereit. Doof nur, dass hier vorher keiner gestreut hat. Es ist nämlich spiegelglatt hier, und wir kommen nicht mehr von der Stelle. Aber der Westerwälder an sich gilt ja als sehr hilfsbereit. Schnell versammlen sich einige Herren um unser Auto, um uns in die richtige Richtung zu schieben. Auf dem Feld geht es dann wieder. Ein anderer Anweiser deutet einen großen Bogen an, den wir nehmen sollen, um unseren Stellplatz zu erreichen. Der Wille ist bei uns vorhanden, aber im Feld bleiben wir wieder stecken. Erneut finden sich schnell tatkräftige Männer, die uns in die endgültige Parkposition schieben. Natürlich müssen wir uns beim Aussteigen blöde Sprüche anhören: jaja, in Aachen habt ihr ja keinen Schnee. Höflich wie wir sind, lächeln wir freundlich zurück.
Die Karre ist gut und preisgünstig geparkt. Zeit, sich über die Schneemassen zu freuen. Denn, was wäre ein Hundeschlittenrennen ohne Schnee? Die Liebenscheidener könnten Euch das verraten. Das Rennen findet nämlich schon seit über 30 Jahren hier statt, und oft genug hat es keinen Schnee gegeben. Immer dann sind die Teilnehmer auf Trainigswagen mit Rädern gefahren. Aber heute ist alles perfekt angerichtet: wir bekommen richtige Schlitten zu sehen!
Ein Sonntag in Liebenscheid
Huskies rennen um die Wette
Die längste Strecke ist 20 Kilometer lang. Diese wird aber nur von den Schlitten gefahren, die von acht Hunden gezogen werden. Im Prinzip kann man sagen: je weniger Hunde, desto weniger Kilometer. Wir sind früh dran und bekommen zunächst nur die 2er-Schlitten zu sehen. Wir stehen direkt am Start. Von hier aus geht die Piste direkt bergauf. Wir staunen, mit welcher Kraft zwei kleine Hunde den Schlitten samt Musher den Hügel hinauf beschleunigen.
Ohne Frage, es ist toll, das einmal gesehen zu haben, und es gibt größtenteils sehr schöne Tiere zu sehen. Aber ein richtiges Wettkampffeeling kommt hier nicht auf. Die meisten Zuschauer stehen am Start, für den Zieleinlauf interessiert sich keine Sau. Allerdings stellen wir uns auch die Frage, ob das wirklich sein muss. Offenbar nimmt man es mit den Regeln hier nicht so genau, und die Zeitmessung erfolgt hier auch nicht auf drei Nachkommastellen. Vielmehr scheint es hier um den Spaß zu gehen. Wir finden das in Ordnung. Das geht zwar einerseits zu Lasten der Spannung, andererseits können sowohl Teilnehmer als auch Zuschauer einen entspannten Tag verbringen.
Wir gehen zur Entspannung etwas hangwärts in Richtung Dorfhalle. Hier stehen ein paar Buden und in der Halle ist auch für Speis und Trank zu zivilen Preisen gesorgt. Wir wärmen uns bei einer kalten Cola und Apfelwein-Cola (lokale Spezialität) auf. Danach gehen wir nochmal zurück an die Strecke. Inzwischen werden die Schlitten von fünf und sechs Hunden gezogen. Und da geht dann wirklich schon die Post ab.
Für uns ist der Besuch ein tolles Erlebnis, auch wenn die richtige Wettkampf-Atmosphäre ein wenig fehlt. Den Rest vom Wochenende wollen wir dann doch noch ein wenig auf der Couch entspannen. Zurück zum Parkplatz geht es durch das Wohnwagendorf der zahlreichen Teilnehmer. Wir sehen hier auch Nummernschilder aus Österreich und den Niederlanden. Viele der 350 teilnehmenden Hunde warten hier im Stroh auf ihren nächsten Einsatz.
Wir bedauern, dass wir unsere Kameras heute leider nicht dabei haben und Euch nur ein paar Handyfotos von dem winterlichen Event anbieten können.
P.S.: Als wir uns im Vorfeld im Internet über die Veranstaltung informiert haben, sind wir auch über Seiten von sog. Tierschützern gestolpert die dazu auffordern, solche Veranstaltungen weder im Ausland noch in Deutschland zu besuchen. Zugegebenermaßen sind wir was Tiere betrifft nicht ganz so extrem eingestellt, wie manche underer FB-Freunde. Und ja, die auf FB zur Schau gestellte Tierliebe geht uns oftmals zu weit und nervt meistens auch. Das will aber nicht heißen, dass wir nicht tierlieb sind und uns der Tierschutz egal wäre.
Wir haben uns das vor Ort angeschaut und mit Teilnehmern gesprochen. Wir haben durchaus den Eindruck, dass es sich bei den Teilnehmern um Tierliebhaber handelt. Wir hatten zu keiner Zeit den Eindruck, dass die Hunde hier etwas gegen ihren Willen tun oder gar gequält werden. Wäre dies der Fall gewesen, dann hätten wir die Veranstaltung umgehend verlassen.