Aber zurück zum Thema. Wir haben in einer besseren Lokalität Platz genommen, um einen besonderen Anlass gebührend zu feiern. Genau genommen gäbe es sogar noch einen zweiten Grund: mein Vater wäre heute 80 Jahre alt geworden. Aber deswegen sind wir nicht hier. Jedenfalls trinkt keiner der Gäste hier ein Bier, auch kein Gulpener!
Vielmehr beginnen wir den Abend mit einem Aperetif. Der Martini Rosso ist zwar gerührt und nicht geschüttelt, das tut der ganzen Sache aber keinen Abbruch. Ingwer ist mit drin und Orangenschalen, und wahrscheinlich noch ein paar geheime Zutaten. Boah, ich würde nie im Leben auf den Gedanken kommen, eine Flasche Martini zu kaufen, aber dieses feine Stöffchen schmeckt einfach nach mehr.
Die Atmosphäre im Restaurant ist angenehm gediegen. Wir sind äußerst freundlich empfangen worden, und werden im weiteren Verlauf des Abends auch aufmerksam bedient werden. Wir genießen es, unseren Aperetif durch den Strohhalm zu saugen, schließlich wird es die Trinkhilfen aus Umweltschutzgründen nicht mehr ewig geben. Und während wir so vor uns hin schlürfen sind wir gespannt, was uns jetzt hier gleich erwartet. Gebucht haben wir jedenfalls ein 6-Gänge-Menü. Das Infini ist im Guide Michelin gelistet und kommt dort in der Beurteilung sehr gut weg. Entsprechend hoch sind unsere Erwartungen.
Also lassen wir es angehen! Bevor es richtig losgeht, kommt ein erster Gruß aus der Küche. Schlagt uns tot, aber obwohl uns jede Kleinigkeit erklärt wird, werden wir am Ende des Abends und somit beim Schreiben dieses Artikels nicht alles behalten haben. Drei verschiedene Häppchen werden auf einer runden Schieferplatte serviert. Oliven mit Chorizo, ein Geflügelpüree und auf Uri-Geller-Löffelchen köstliche Bällchen mit wenig dominantem Gurkengeschmack. Ich persönlich hasse ja Gurken und würde diese auch als allererstes auf belegten Brötchen verbieten, sollte ich jemals Bundeskanzler werden. Aber ich muss zugeben, dass die Kügelchen köstlich schmecken.
Ein perfektes Dinner
BiBuWorld feiert Jahrestag
Inzwischen kümmert sich auch eine weitere Bedienung um das Wohl der Gäste. Wie wir später erst feststellen, handelt es sich dabei um Kirsten, der Inhaberin. Kirsten ist vom Guide Gault Millau zur talentiertesten Gastwirtin der Niederlande ausgezeichnet worden. Chapeau!
Vor uns liegen Fischmesser. Demzufolge wählen wir für unser Dinner einen trockenen Weißwein. Etwas untypisch entscheiden wir uns für einen Spanischen aus 70 Jahre alten Reben. In einer Kaffeetasse wird uns der erste Gang, das Amuse serviert: ein köstliches Bärlauchsüppchen. Ganz fein vom Geschmack.
Ich hätte mir nie vorstellen können, jemals rohen Fisch zu essen. Aber das Carpaccio aus Thunfisch, garniert mit Gurke, Ingwer und Zitronengras enpuppt sich als wahres Gedicht für den Gaumen.
Sehr aufmerksam die Bedienung! Ohne aufdringlich zu sein schaffen es die beiden Damen immer zum rechten Zeitpunkt nachzuschenken. Jetzt wissen wir auch, wozu die Fischmesser gut sind. Lachs auf den Punkt gegart an Zitrus, Fenchel und Couscous ist der dritte Gang. Wir müssen hier wirklich von Perfektion sprechen. Genial!
Das was jetzt kommt, unser vierter Gang, sieht auf den ersten Blick aus wie Pfirsisch Melba. Verantwortlich für das halbkugelförmige Aussehen ist das pochierte Ei, unter dem sich das Pulled Pork befindet. Abgerundet wird das Gericht durch das Kimchi. Was Kimchi ist? Wir wissen es auch nicht, haben es aber für Euch und uns nachgeschlagen. Es kommt aus der koreanischen Küche. Es handelt sich dabei, kurz gesagt, um Gemüse, das durch Milchsäuregärung zubereitet wird. Aha! Hätte ich so im Leben nicht bestellt. Aber soll ich Euch etwas sagen? Vergesst alles, was Ihr auf Streetfood-Festivals über Pulled Pork gelernt habt. Das hier vor uns ist der Brüller! Besser geht Pulled Pork definitiv nicht! Übrigens dürfen wir hier nicht mit dem Silberbesteck zulangen. Dieses würde in Kombination mit dem Ei zu einem Metallgeschmack führen. Also werden uns extra Gäbelchen und Löffelchen gereicht. Ganz ehrlich, ich würde alleine wegen dem Pulled Pork wiederkommen.
Der Abend vergeht wie im Flug. Wir haben gar nicht richtig mitgezählt. Kommt da noch etwas? Ja, klar. Es geht weiter. Auf dem Tablett der Bedienung stehen zwei Sektflöten. Inhalt: Kalamansi, IPA bird of prey. Name: Spoom. Okay, wir geben zu, namenstechnisch sind wir spätestens jetzt raus. Wikipedia aber auch, es gibt nur einen englischsprachigen Artikel zu Spoom: Spoom is a type of frothy sorbet made with a lighter sugar syrup ... Besser Ihr klickt einfach auf den Link. Bei der Kalamansi handelt es sich um die Calamondinorange. Jetzt schlauer? Nee? Dann auch hier einfach dem Link folgen. Und bei IPA handelt es sich um ein India Pale Ale, einem Craft Bier also. So, und wie schmeckt das Ganze? Leicht bitter mit einer fruchtig sauren Citrus-Note, aber durch den Schaum auf der Zunge sehr weich und im Abgang mild. Aber was rede ich da? Es ist eigentlich unbeschreiblich.
So, kommen wir jetzt um Dessert, oder? Von wegen! Als nächstes werden feine Lamm-Filets an Salbei, Frühlingsgemüse und Spargel serviert. Machen wir es kurz: Einfach fantastisch!
Jetzt aber, wir kommen zum Dessert. Wenn wir jetzt im Nachhinein nochmal nachzählen und den ersten Gruß aus der Küche weglassen, sind wir jetzt beim siebten Gang. Oder hätten wir das Amuse auch nicht mitzählen dürfen? Spätestens jetzt offenbaren wir uns als Banausen. Macht aber nichts, denn auch das Dessert steht den ersten Gängen in nichts nach. Weiße Schokolade mit Erdbeere, Zitrone, Basilikum und rosa Pfeffer bilden den krönenden Abschluss eines außerordentlichen Dinners.
Natürlich ist das Restaurant Infini etwas höherpreisig. Wir haben aber einen besonderen Anlass und verzichten an dieser Stelle ausnahmsweise darauf, über Geld zu schreiben. Wir können nur voller Überzeugung berichten, dass der Preis für diesen außergewöhnlichen Abend in allen Belangen absolut gerechtfertigt ist. Das Infini wird jetzt bestimmt nicht unser Stammrestaurant für jedes Wochenende werden. Das können wir uns auch nicht leisten. Aber für besondere Anlässe, die man einfach nur genießen möchte, wird es in einem weiten Umkreis immer zur engeren Wahl gehören.
Nach über drei Stunden verlassen wir begeistert das Restaurant. Gastwirtin Kirsten verabschiedet uns per Handschlag. Ebenfalls sehr symphatisch ist auch, dass die Inhaber unseren Facebook-Beitrag wohlwollend kommentiert haben und sich für unsere positive Kritik bedankt haben. Ein Festival für Auge und Gaumen! Jederzeit gerne wieder!