Wir treffen uns am frühen Samstagnachmittag in Neuwerk. Geplant ist eigentlich ein Ausflug nach Brüggen, aber die Gäste sind ungeduldig und wollen erstmal im Hotel einchecken. Auf der Fahrt zum Nordpark werden wir von einem heftigen Unwetter überrascht. Von einem Moment auf den anderen sehen wir die Hand vor Augen nicht mehr. Bäume knicken ab und dicke Hagelkörner prasseln auf unsere Autos. Rechts ranfahren ist nicht mehr drin. Wir halten mitten auf der Straße mit eingeschalteter Warnblinkanlage. Genauso schnell wie das Unwetter über uns herein gebrochen ist, ist der Spaß auch wieder vorbei, und wir können unsere Fahrt in den Nordpark weiter fortsetzen. Auf dem Parkplatz vor dem Hotel ist es bereits wieder trocken. Fast so, als sei überhaupt nichts geschehen.
An der Rezeption ist die Hölle los. Zahlreiche Konzertbesucher checken ein, im benachbarten Hockeypark spielt heute Abend Pur. Das müssen wir uns jetzt nicht antun! Die Themenzimmer sind der Hammer. In unseren Räumlichkeiten dreht sich alles um das Pokal-Halbfinale gegen Bayer 04 Leverkusen vom 7. April 1992. Der VfL gewann 4:2 nach Elfmeterschießen. Uwe Kamps hielt an diesem denkwürdigen Abend 4(!) Elfmeter, und Rolf Töpperwien wurde die Brieftasche während des Interwiews nach dem Spiel auf dem Platz gestohlen. Was für ein legendäres Spiel!
Mit unserer Zimmerkarte haben wir Zutritt zur Executive Lounge. Hier stehen von 7:00 - 22:00 Uhr kalte Getränke und wechselnde Snacks für die Gäste bereit. Auch Marcus Thuram hält sich hier eine ganze Zeit vor seiner Vertragsunterschrift auf. Er wartet auf den morgigen Medizinchek. Der ist inzwischen bestanden, und der Vertrag ist unter Dach und Fach. Wir verzichten auf die Fahrt nach Brüggen und verweiler hier bis zum Abendessen. Nach dem Restaurantbesuch kehren wir ohne Karin und Gerd hierhin zurück, um den restlichen Abend hier zu verbringen. Aus dem Hockeypark dringen die Klänge bis zu uns hinüber.
H4 Hotel Mönchengladbach
Stadionhotel mit allem Komfort
Das Frühstück am Sonntagmorgen nehmen wir im Büchsenwurf ein. Es trug sich am 20. Oktober 1971 am Gladbacher Bökelberg zu: Borussia gewann das Achtelfinal-Spiel im Europapokal der Landesmeister mit 7:1 gegen Inter Mailand. Das Match wurde aber später annuliert, weil ein italienischer Stürmer in der 28. Spielminute von einer Limonadendose getroffen wurde. Gladbach erhielt eine Platzsperre, das Wiederholungsspiel endete 0:0, und Borussia war damit ausgeschieden. Dieses legendäre Büchsenwurfspiel war Namensgeber für das Restaurant im neuen Stadion.
So gestärkt finden wir uns gegen 11 Uhr vor dem Trainingsplatz ein. Hier startet unsere Stadtrundfahrt. Während Busfahrer Hans noch mit der Klimaanlage kämpft, begrüßt Stadtführerin Corinna die Gruppe. Den ersten Halt machen wir an der Waldhausener Straße. Hier betrieb Günther Netzer einerzeit die Discothek Lovers Lane, nicht weit entfernt von seinem Geburtshaus. Nach einem kleinen Bummel durch die Gladbacher Altstadt geht es weiter zum Bökelberg. Viel ist nicht mehr davon ürig geblieben. Aber eine Treppe der alten Nordkurve hat man noch stehen gelassen. Der Stadtteil Eicken darf natürlich auch nicht fehlen. Hier wurde schließlich der Verein gegründet. Dann geht es auch schon wieder Richtung Stadion.
Mythos Borussia
Die Stadtrundfahrt
Viel zu sehen gibt es bei der Stadionführung. Bevor wir ans Spielfeld dürfen, besichtigen wir zunächst die Gefängniszellen in den Katakomben. Die Borussen-Kabine dürfen wir leider nicht betreten, zu viel wurde hier in der Vergangenheit bereits geklaut. Aber die Gästekabine ist fast identisch. Und dann geht es raus durch den Spielertunnel. Natürlich läuft währenddessen wie beim echten Spiel die Elf vom Niederrhein. Gänsehautfeeling pur! Wir dürfen uns die Reporterplätze anschauen und einen Blick in die Logen werfen. Die kleinste davon kostet 60.000 EUR pro Saison. Mindestvertragslaufzeit ist allerdings zwei Jahre. Ein Schnäppchen quasi.
Der Borussiapark
Hier ist unser VfL zuhause.
Das war es dann auch bereits mit dem geilen Borussen-Wochenende. Draußen vor dem Büchsenwurf nehmen wir noch ein paar Kaltgetränke zu uns. Karin und Gerd fahren zurück nach Neuwerk, wir nach Kinzweiler, und die Schnuffels dürfen noch eine Nacht hier verweilen.