Bei unserer Recherche stoßen wir auf das Ristorante al Ponticello, eben jenes Restaurant gleich gegenüber dem alten Neuwerker Bahnhof. Erst vor ein paar Wochen sind wir hier mit meiner Mutter vorbeigefahren, und auf meine Frage, ob es hier immer noch die sagenhaft guten Pizzen gibt wie kurz nach meiner Schulzeit, gab es eine eher negative Antwort. Viel Positives hätte man in letzter Zeit darüber nicht gehört, bekamen wir zu hören. Die (wenn auch nicht allzu viele) Bewertungen auf Tripadvisor und Google sprechen allerdings eine andere Sprache. Diese machen uns nämlich eher neugierig. Wir gehen das Risiko ein und reservieren einen Tisch für vier Personen, wenngleich wir uns der Tatsache bewusst sind, dass die Oldies nicht gleich vor Begeisterung aus der Hose springen. Unsere Erwartungen sind aufgrund der positiven Rezensionen aber einigermaßen hoch.
Deutlich vor 18:30 Uhr betreten wir den Laden und werden freundlich empfangen. Die außergewöhnlich freundliche Bedienung führt uns zu einem schönen Vierertisch am Fenster. Auch Mutter bemerkt gleich positiv, dass sich das Ambiente deutlich zum Positiven verbessert hat. Nicht wieder zu erkennen, die alte Dorfkneipe. An den Wänden hängen s/w-Bilder von italienischen Leinwandgrößen. Adriano Celentano erkenne sogar ich als Nicht-Filmgucker.
Puh, Wein oder Bier, das ist die erste Frage, die sich am heutigen Abend stellt. Wir bitten die Bedienung um etwas Geduld, um im zweiten Anlauf den weißen Hauswein zu bestellen. Die Karaffe trifft quasi zeitgleich mit dem Brotkorb ein. Im Letzteren befinden sich frisches, knuspriges Ciabatta und dünnes, mit Kräutern belegtes Pizzabrot. Dazu gibt es einen köstlichen Knoblauchdip. Der Gruß aus der Küche macht auf jeden Fall Lust auf Mehr.
Ristorante al Ponticello
Ein Stück Italien in Neuwerk
Die Oldies bestellen beide ein Pastagericht mit Steinpilzen und Fleisch. Bine wählt ein Gericht, das ich auch gerne genommen hätte, aber einer muss ja die Pizza probieren. Es sind Tagliatelle mit Lachs in Orangen-Pernod-Sauce. Erstklassig, wie Bine gleich nach dem ersten Bissen zu berichten weiß. Bine und ich haben aber auch zur Feier des Tages eine Vorspeise gewählt. Ich schwärme jetzt noch von dem hauchdünnen Rinder-Carpaccio mit Parmesan und Ruccola, Bine ist angetan vom Ciabatta mit Thunfischcreme und Kapern.
Geschmacklich sind alle Speisen top, leider ist das Fleisch der beiden Oldies etwas zäh, was Gerd auch in seiner unnachahmlichen Art bei der Bedienung reklamiert. Gleich darauf kommt die Chefin an den Tisch und entschuldigt sich dafür mit einer Runde Grappa bzw. Kaffee. Sie will sich diesbezüglich gleich Anfang nächster Woche mit dem Fleischlieferanten in Verbindung setzen. Die Art und Weise, wie die Gastronomin mit der Beschwerde umgeht, empfinden wir beide als außergewöhnlich positiv.
Wir sind angenehm satt, bestellen aber noch ein Weinchen. Schließlich ist die Atmospäre toll, und es wäre viel zu schade, jetzt schon nachhause zu gehen. Irgendwann wird es dann aber doch zuviel mit der Gähnerei, und wir lassen uns die Rechnung bringen. Diese ist, wenn auch im dreistelligen Bereich, angesichts der erbrachten Leistung durchaus überschaubar. Wir werden mit einer weiteren Runde aufs Haus verabschiedet.
Fazit: Ein wirklich tolles Geburtstagsessen in einem schönen Ambiente, das wir so in Neuwerk gar nicht erwartet hätten. Mit der Wahl des Ponticellos haben wir ein wenig gepokert. Die Rechnung ist aber aufgegangen. Zufrieden machen wir vier uns auf den Weg in Richtung Elternhaus. Fest steht, das war nicht unser letzter Besuch am alten Neuwerker Bahnhof!