Dank Bine darf ich das heute am 14. Juli 2018 etwas professioneller angehen. Wir sind nämlich zu Besuch im Westerwald, genauer gesagt in der Hachenburger Brauwerkstatt. Kennt Ihr das HaBuFlaPi? Nee? Das HachenBurger FlaschenPils! Die brauen nämlich dort keine Industrieplörre.
Gemeinsam nehmen wir am Braukurs Basic Plus teil, um unter fachmännischer Anleitung von Bier-Sommelier Mike Lersch ein leckeres Bier zu brauen. Außer uns nehmen noch acht weitere Herren an dem Event teil. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde schreiten wir gleich zu ersten Aufgabe: gemeinsam müssen wir entscheiden, welches Bier wir brauen möchten. Mike hat dazu sieben laminierte Rezepte auf den Tisch gelegt und die Biere vorgestellt. Jetzt sind wir Teilnehmer an der Reihe.
- Helles
- Märzen
- Roggenbier
- Rauchbier
- India Pale Ale
- dunkles Weizenbier
- Stout
Wir entscheiden nach dem Ausschlussverfahren. Am Ende gewinnt das Märzen, knapp gefolgt vom India Pale Ale. 80 Liter Bier sollen am Ende des Brauprozesses abfüllbar sein. Ganz nebenbei gewinnen wir erste Eindrücke der Erlebnisbrauerei. Damit Ihr eine Vorstellung davon habt, wie das hier so aussieht, haben wir ein paar Fotos für Euch gemacht.
Jetzt aber ran an die Arbeit. Mike erklärt uns die Arbeitsschritte, die am heutigen Tag auf uns zukommen werden.
- Mälzen
- Schroten
- Maischen
- Läutern
- Würzekochen
- Hopfengabe
- Würzekühlung
- Gärung
- Reifung
- Filtrierung
- Abfüllung
Um alles müssen wir uns nicht kümmern. Das würde an einem Tag ja auch gar nicht gehen. Das fertige Malz kommt natürlich aus einem Sack. Allerdings muss es tatsächlich noch geschrotet werden. Und da wir ja ein besonderes Bier brauen, benutzen wir verschieden Malze.
- 79 Liter Wasser
- 3,5 kg Pilsener Malz
- 2,9 kg Wiener Malz
- 7,9 kg Münchner
- 3,9 kg Caraamber
- 1,5 kg Carared
Jetzt fragt Ihr natürlich zurecht, wie man mit 79 Liter Wasser 80 Liter Bier herstellt. Wie Ihr am Rezept erkennt, wird das geschrotete Malz mit dem Wasser vermischt. Bei Hitze werden die Inhaltsstoffe wie Stärke und Eiweiß gelöst. Damit verschiedene Enzyme gelöst werden, um das ganze dann in Zucker umzuwandeln, benötigen wir verschiedene Temperaturen. Den Vorgang nennt der Brauer Rast. Das geschieht zunächst 35 Minuten lang bei 62°C und dann noch 15 Minuten bei 72°C. Bei einer Temperatur von 76°C werden die Enzyme dann wieder deaktiviert. Da bei dem Vorgang natürlich einiges an Wasser verdampft, gibt es noch zwei Nachgüsse von 15 bzw. 17 Litern. Und so können wir am Ende dann auch die 80 Liter erreichen.
Und während die Maische so vor sich hin blubbert, ist natürlich Zeit für die erste kleine Mahlzeit. Es gibt Brauereitypisches. Schaut Euch einfach die Fotos an. Am Zapfhahn und an den Kühlschränken ist übrigens Selbstbedienung. Damit das Brot auch rutscht, können sich die Teilnehmer mit den Köstlichkeiten der Westerwald-Brauerei versorgen. Das ist auch nötig bei der Hitze.
Gut gestärkt gehen wir gemeinsam ans Läutern. Die Flüssigkeit läuft ab, zurück bleibt der feste Bestandteil: der Treber. Der wird nochmals mit heißem Wasser übergossen, weil wichtige Bestandteile noch im Treber stecken und ausgeschwemmt werden müssen. Den verbleibenden Treber nehmen wir in Gefrierbeuteln mit, weil sich daraus ein hervorragendes Brot backen lässt.
Wir können jetzt auch die erste Kostprobe nehmen. Inzwischen ist die Stärke in Zucker umgewandelt, und es erinnert ein wenig an einen Malztrunk. Zeit, jetzt den Hopfen hinzu zu geben. Dazu wird die Würze gekocht. Der Hopfen entscheidet maßgeblich über die Stammwürze. Wir wollen 14° Stammwürze erreichen, was dann am Ende einem Alkoholgehalt von ca. 5,2% vol. entspricht. Auch hier verwenden wir zwei Sorten. Zuerst 99g Perle 60 Minuten lang, und dann ganz kurz noch 11g Mittelfrüh für 5 Minuten.
Während die Würze so vor sich hin köchelt, nimmt Mike uns mit auf Besichtigungstour. Wir drehen eine Runde durch die Brauerei und gewinnen einen Eindruck davon, wie das Brauen im Großen von statten geht. Wir beenden den Rundgang an der Abfüllanlage, die aber heute am Samstag stillsteht. Heiratswütige können übrigens hier im Sudhaus den Bund fürs Leben schließen: das Standesamt Hachenburg betreibt hier eine Dependance.
Inzwischen ist auch unser Sud fertig. Den jagen wir jetzt noch durch zwei Plattenkühler. Denn erst bei einer ausreichend niedrigen Temperatur können wir die Hefe hinzugeben und damit den Gärprozess in Gang bringen. Der Malzzucker wird jetzt in Alkohol und Kohlensäure umgewandelt.
Mehr können wir heute nicht tun, denn die Reifung benötigt ihre Zeit. Da wir ein naturtrübes Bier brauen wollen, entfällt später die Filterung. Nach 6 Wochen Reifezeit wird Mike das Endprodukt für uns in Fässchen füllen, die wir dann abholen können. Und damit wir nicht hungrig ins Hotel gehen müssen, wird noch eine leckere Kartoffelsuppe aufgetischt.
Gemeinsam wird dann noch ein Gruppenfoto fürs Etikett geschossen, noch ein Abschiedsbierchen, und dann geht ein interessanter Tag leider schon zu Ende.
Wir sind restlos begeistert. Wir hatten eine Gruppe mit netten Leuten zusammen. Und schließlich ein ganz dickes Lob an Mike Lersch, der auf jede Frage eine Antwort parat hatte und mit einer sehr angenehmen Art den Braukurs geleitet hat. Mike: wir kommen wieder !
Danke, mein Schatz, für das tolle Wochenende. You´re simply the best!
P.S.: Hier noch ein Gruppenfoto mit allen Teilnehmern und Kursleiter (Photoshop machts möglich):