Diese Zeilen handeln nämlich von meinem Geburtstagswochenende in Bad Kreuznach. Nee, mein Geburtstag ist schon vorbei! Aber Bines Eltern, Bines Schwester, Peter und natürlich Bine selbst haben sich nicht lumpen lassen und mir dieses tolle Wochenende mit meiner Liebsten spendiert.
Bine ist bereits seit Donnerstag in Eschweiler, und ich mache am Freitag, 21. Juli 2017 kurz nach Mittag Schluss. Leider ist die A61 vor Bad Neuenahr dicht. Für die 200 Kilometer brauchen wir mehr als drei Stunden. Obwohl wir Kinzweiler wie geplant gegen 14 Uhr verlassen, kommen wir erst nach 17 Uhr am Landhotel Kauzenburg*** Superior an.
Für heute steht ein Abendessen mit einer regionalen Spezialität im Panaromarestaurant an. Das Restaurant hat auch schon geöffnet. Wir nehmen aber eine Reservierung zu späterer Stunde vor. Zuvor steigen wir die Stufen hinab in die Bad Kreuznacher Altstadt. Die lange Autofahrt hat uns durstig gemacht. Die Fußgängerzone lassen wir links liegen, schließlich sind wir ja nicht zum Einkaufen da. Außerdem ist es ja mein Geburtstagswochenende. Also entscheide ich, dass wir uns direkt an der Nahe niederlassen in einem Biergarten. Jetzt haben wir die Qual der Wahl. Denn eigentlich befinden wir uns ja mitten in einem Weinanbaugebiet. Aber wir haben so einen großen Durst und entscheiden uns für die Hopfenkaltschale. Wir nehmen noch eins auf Vorrat, denn die Treppen hinauf zur Burg sind steil.
Ohne jetzt die edlen Spender vor den Kopf stoßen zu wollen, aber den Architekten, der die Burg offensichtlich in den 70´ern umgebaut hat, sollte man an den Eiern mit dem Kopf nach unten aufhängen. Eigenlich schade, denn die Reste von der alten Burg lassen erahnen, was man daraus hätte machen können. Aber dieser hässliche Pavillon, den man zwischen historischen Gemäuern eingefügt hat, geht gar nicht! Dafür ist die Aussicht auf Bad Kreuznach hervorragend. Allerdings sieht man von hier oben auch sehr gut, dass die Stadt im Krieg wohl sehr gelitten haben muss. Viel ist offensichtlich vom Altstadtkern nicht übriggeblieben.
Das soll uns aber jetzt nicht weiter stören. Passend zum Anlass, steigen wir jetzt auf Wein um. Der Silvaner ist immerhin mit der bronzenen Kammerpreismünze ausgezeichnet und schmeckt hervorragend zum Pfifferlingsteak. Ob es sich bei dem Gericht tatsächlich um eine regionale Spezialität handelt, vermögen wir nicht beurteilen. Es mundet aber, und spätestens mit der nächsten Pulle, einem Rivaner, nimmt der Abend einen perfekten Verlauf.
Wir müssen noch ein paar Schritte laufen, denn Burgrestaurant und Burghotel liegen ein paar hundert Meter auseinander. Auf der Außenterrasse vor dem Hotel machen wir uns ein Bild vom Hauswein. Leider können wir uns kein abschließendes Urteil erlauben, weil es bereits kurz vor Mitternacht ist, und wir die anderen Hausgäste nicht stören dürfen. Aber wir dürfen noch eine Flasche mit aufs Zimmer nehmen. Da der Hauswein alle ist, greifen wir zum Riesling. Wir reißen die Fenster im gemütlich, mit Relaxsessel ausgestattetem Zimmer weit auf. Draußen plästert es nämlich vom Himmel hoch. Eine willkommene Erfrischung.
Wir betten uns zufrieden zur Nachtruhe. Die Weine haben alle geschmeckt. Welcher von denen nicht ganz so gut war, wissen wir nicht. jedenfalls fallen uns am Samstagmorgen unsere Sünden ein. So ganz topfit sind wir beide nicht. Aber wir schieben das auf das schwüle Wetter. Es hat nämlich wieder aufgehört zu regnen.
Am Frühstücksbuffet, das keine Wünsche offenlässt, schlagen wir (so gut es geht) zu. Danach konvergiert unsere Unternehmungslust zunächst gegen Null. Zeit, die hervorragenden Matratzen des Hotels zu loben. Wir hauen uns noch eine Stunde aufs Ohr.
Es ist wirklich sehr schwül. Den ganzen Tag verschlafen wollen wir aber auch nicht. Ich habe die Hoffnung, dass am Rhein ein Lüftchen gehen könnte. Also machen wir uns gegen Mittag auf. Über die Naheweinstraße erreichen wir schließlich Bingen. In der Toskana hatten wir Angelika und Hartmut aus Bingen kennengelernt. Eigentlich hätten wir sie gerne wiedergesehen. Selbst einladen wollten wir uns aber auch nicht. Und so entscheiden wir uns für einen Biergarten direkt am Rhein, ohne die beiden zu kontaktieren. Hier könnte man auch von einem R(h)einfall sprechen. Für zwei 0,3er abgestandene Afri-Cola latzen wir sagenhafte 7,20 EUR. Und das erhoffte Lüftchen weht hier auch nicht. Dementsprechend schnell verlassen wir die Lokalität.
Wir wandern ein wenig stromaufwärts und lassen uns noch ein weiteres Mal nieder. Wir beobachten die Fahrgastschiffe, die gleich neben uns an- und ablegen. Es herrscht viel Betrieb am Mäuseturm. Auf der anderen Rheinseite thront das Niederwalddenkmal und ein Stückchen weiter liegt dann auch schon das berühmte Rüdesheim.
In der Minute, in der unsere Parkzeit abläuft, erreichen wir auch unser Auto. Glück gehabt, denn der freundliche Herr vom Ordnungsamt hält sich schon in der Nähe auf. Die erhoffte Abkühlung ist also ausgeblieben, wir wollen noch etwas Winzerwein mitnehmen und auch noch etwas von Bad Kreuznach sehen. Teil A fällt ins Wasser, weil alle Weingüter, die wir ansteuern, entweder schon geschlossen haben oder aber nicht einladend aussehen. Teil B gelingt dann aber. Das Kurgebiet gefällt uns ganz gut. Ich weiß nicht, ob wir die Jüngsten dort waren. Aber wir lassen uns im Schatten vor den Salinen nieder und genießen für eine Weile die salzhaltige Luft. Mehrere Tafeln weisen darauf hin, dass hier in Bad Kreuznach die Versöhnung zwischen Frankreich und Deutschland ihren Anfang genommen hat. Charles de Gaulles und Konrad Adenauer haben sich hier seinerzeit getroffen. Das Treffen führte zum Freundschaftsvertrag von 1963. 1984 haben sich dann auch Francois Mitterand und Helmut Kohl hier getroffen. Hättet Ihr das gewusst?
Beim Italiener an der Nahe nehmen wir noch eine kleine Stärkung zu uns, bevor wir dann in den Turniermodus schalten. Gleich neben unserem Parkplatz befindet sich nämlich eine Minigolfanlage. Die Bahnen sehen von der Straße gepflegt aus. Also fordere ich Bine zum Duell. Schließlich ist das mein Geburtstagswochenende, und ich will endlich mal wieder glänzen! Dazu müsst Ihr wissen, dass ich früher gerne und oft Minigolf gespielt habe und sogar mal ein Turnier im schweizerischen Lauterbrunnen gewonnen habe. Zu meinen Glanzzeiten habe ich regelmäßig Runden unter 30 Schläge gespielt.
Ich möchte das jetzt nicht auf die schiefen Bahnen, dem Schläger oder das Bällchen schieben, aber das Resultat ist schon beschämend: 66 Schläge habe ich gebraucht. Peinlich! Bine hat die gleiche Schlaganzahl benötigt. Untentschieden also! Nein, das war keine Absicht, ich war wirklich so schlecht!
Wahrscheinlich ist der Hunger schuld. Viel gegessen haben wir nämlich nicht, weil ja das große Rittermahl in der Burg ansteht. Genau, das wird's sein. Mit leerem Magen spielt es sich halt nicht so gut!
Wir machen uns noch kurz frisch im Hotel und lösen noch die Gutscheine für unseren Willkommensdrink ein. Und dann geht es auch schon in den Rittersaal. Die Veranstaltung findet heute im kleinen Saal statt, da nur 14 Teilnehmer erwartet werden. Normalerweise sind 50 Gäste anwesend. Das tut der Sache aber keinen Abbruch.
Der Knappe verweist uns zunächst des Saales, weil wir zunächst gelatzt und gewaschen werden müssen. Dann sind aber alle Gäste versammelt, und wir werden der Reihe nach unter Fanfarenklängen an der Tafel platziert. Heute wird mit den Fingern gegessen. Immerhin, an jedem Platz liegt ein kleiner Holzkochlöffel und ein Messer. Auf eine Gabel müssen wir allerdings verzichten. Auf der Tafel stehen Karaffen mit dunklem Bier, Weiss- und Rotwein und Mineralwasser (pfui!). Der Minnesänger erklärt die Regeln und insbesondere den Trinkspruch: "All Voll!" ist das Motto des Abends. Zunächst tut sich die Gesellschaft etwas schwer, aber mit zunehmender Dauer stehen immer mehr Tafelfreunde auf, um den Trinkspruch in die Runde zu rufen. Und so wird das ein feuchtfröhlicher Abend.
Trinkspiele gibt es auch! Der Minnesänger bestimmt mich zum König der Runde. Meine Königin darf ich mir unter den anwesenden Damen selbst aussuchen. 3x dürft Ihr raten, wen ich ausgewählt habe. Auch die anderen Gäste bekommen eine Rolle zugewiesen. Der Minnesänger erzählt eine Geschichte und immer, wenn man selbst vorkommt, muss man einen heben. Wir kommen alle nicht zu kurz. Tolles Spiel!
Wer jetzt denkt, was für ein Quatsch und Minnegesang sei ohnehin langweilig, dem sei gesagt, dass die Veranstaltung wirklich sehr gelungen ist. Der Minnesänger hat verschiedene uralte (teilweise aus dem 19. Jahrhundert!) Instrumente mitgebracht. Unter anderem ist eine Basstheorbe dabei, eine Mischung aus Laute und Gitarre. Die unteren sechs Saiten werden gespielt, die oberen sechs sind Basssaiten (boah, neue deutsche Rechtschreibung, wie furchtbar!). Letztere klingen mit, wenn auf den unteren der entsprechende Akkord gespielt wird. Der Zuhörerkreis ist klein und interessiert, dementsprechend legt sich der Künstler ins Zeug. Die beste Stimmung kommt allerdings rüber, als der Unterhalter zum Leierkasten greift.
Ein rundherum gelungener Abend! Wir sind pappevoll, stramm und begeistert. Die dreieinhalb Stunden vergehen wie im Flug.
Hatten wir bereits erwähnt, dass die Matratzen im Hotel hervorragend sind? Ja, hatten wir! Die letzten Gäste beim Sonntagsfrühstück sind wir nicht, aber beinahe. Anschließend packen wir unsere Klamotten. Ein Blick auf die Burg Eltz bleibt uns allerdings verwehrt. Diese einmalige Burg, einst auf jedem 500-Mark-Schein verewigt, liegt quasi auf dem Weg nachhause. Leider stauen sich die Autos auf der Zufahrtsstraße, und es geht keinen Zentimeter vorwärts. Statt hier den Sonntag im Stau zu verbringen, entscheiden wir uns für die Umkehr. Lieber verbringen wir die viel zu kurze gemeinsame Freizeit in Eschweiler, und so kommen wir auch relativ früh in der Oberen Mühle an.
Das war ein total gelungenes Geburtstagswochenende.
An dieser Stelle nochmal einen herzlichen Dank an alle, die das ermöglicht haben.
Danke Gerda, Rainer, Yvonne und Peter! Danke, meine Königin!