Am Gardasee ist erwartungsgemäß nichts von alledem eingetroffen. Man spricht Deutsch! Sicherlich ist das eine wunderschöne Gegend dort, und für den ambitionierten Hobbyphotographen tut sich dort auch eine Welt an schönen Motiven auf. Für Aperol-Spritz-Fans ist das sicherlich ein Paradies. Der ist nämlich an jeder Ecke günstig zu haben. Bin ich aber nicht! Insofern bin ich froh, dass wir den Ledrosee zum Übernachten ausgesucht haben. Hier ging es dann schon ein wenig italienischer zu, und deutsche Touris in weißen Tennissocken und Sandalen waren hier dann schon eher die Seltenheit. Insofern waren die ersten Tage ganz nett.
Ligurien war dann schon eher mein Ding. Und damit meine ich jetzt nicht unbedingt die Küste. Die kann man sich sicherlich mal anschauen und die Orte sind mal was anderes. Aber damit kann man keinen hinter dem Ofen hervorlocken, der mehrfach im Indischen Ozean gebadet hat. Als nahezu genial habe ich allerdings unsere Unterkunft hoch oben in den Bergen empfunden. Hier war dann nichts mehr von Tourismus zu spüren. Das war dann schon Italien pur. Das typisch ligurische Essen in der 3 Kilometer entfernten Trattoria, und die Rückfahrt nach zweieinhalb Flaschen Wein entlang steiler Abhänge waren schon grandios. Polizeikontrollen mussten wir hier ja nicht fürchten. Die lauschigen Abende hier oben bei Rotwein, Käse, Schinken und Kerzenschein haben mich endgültig abschalten lassen. Davide, unser Gastgeber, der weder Englisch noch Deutsch sprach, hat den Rest zu einem perfekten Aufenthalt beigetragen. Für mich war es eine ganz neue Erfahrung, dass man mich schon in Europa nicht mehr versteht. Ich fand es klasse bei Davide!!!
Positiv überrascht war ich dann auch von Pisa. Wie die Japaner haben wir nur kurz angehalten, um ein paar Bilder vom schiefen Turm zu schießen. Dann ging es auch schon wieder weiter. Was immer auch irgendwo geschrieben steht, ich finde, der Stopp hat sich gelohnt. Der schiefe Turm ist m. E. keine Touri-Falle, sondern durchaus sehenswert. Man kennt es ja zum Beispiel von Kopenhagen (Meerjungfrau) oder Brüssel (Männecken Piss). Beide sogenannten Sehenswürdigkeiten sind ja so klein und unscheinbar, dass sich selbst die kürzeste Anfahrt dafür nicht lohnt. In Pisa habe ich das anders empfunden. Schade, dass wir nicht mehr von der Stadt sehen konnten.
Und dann war da noch die Toskana. Ehrlich gesagt, ich hatte keinerlei Vorstellungen, was mich dort erwarten würde. Ich hatte ein paar Bilder aus Weinreklamen vor Augen. Und vielleicht noch, dass die Leute, die in der Toskana Urlaub machen, nicht unbedingt der Ballermann-Klientel entsprechen. Das war es dann aber auch schon. Und ja, ich bin davon ausgegangen, dass man weit fahren muss, um die typischen Toskana-Motive mit den zypressengesäumten Wegen zu finden.
Ich mach das jetzt kurz, bevor ich ins Schwärmen gerate: ich bin zum Toskana-Fan geworden. Photomotive, wie man sie aus der Weinwerbung kennt, hinter jeder Kurve. Geniales Wetter, leckere Küche, köstlicher Wein, unverbaute Landschaft, idyllische Dörfchen, ..., und so weiter und so fort.
Ja! Da will ich wieder hin!
Die vielen Kilometer, Spritkosten, Autobahngebühren und schließlich die mir unbekannten Radarfallen haben mich jetzt nicht wirklich vom Autofahren überzeugt.
Aber die Toskana hat mich für alles entschädigt. Das waren tolle drei Wochen!
Wir werden wiederkommen! Ganz sicher!
P.S.: Ich habe in der Toskana weder Jägerschnitzel essen müssen, noch habe ich einen Tschibo-Kaffee trinken müssen. Alles gut!
Burkhard