Ja, 2017 war auch der Reformationstag ausnahmsweise bundesweiter Feiertag. Wir haben hier seinerzeit Sladjana und Heinz kennengelernt. Das waren jedesmal lange Abende bei Wein und Gesang. Auf den Gesang der Chefin müssen wir in diesem Jahr verzichten. Der Laden platzt über Ostern aus allen Nähten, und sie hat genug in der Küche zu tun.
Die Küche war natürlich ein Hauptkriterium bei der Wahl unseres Reiseziels für unser Oldie-Wochenende. Wir haben nach dem letzten Aufenthalt davon geschwärmt, und dieses Mal ist es nicht anders. Gebucht haben wir das Osterarrangement. Darin sind neben fünf Übernachtungen mit Frühstück auch zwei Menüs und ein weiteres saarländisches Menü enthalten. Uns scheckt es so gut, dass wir auch noch an einem weiteren Abend hier speisen. Nur am Ruhetag sind wir dazu gezwungen, auf ein anderes Lokal auszuweichen.
Und obwohl die Hütte bis unters Dach ausgebucht ist, und viele Leute zu bedienen sind, lässt sich Chef Jörg nicht davon abhalten, seine Gäste mit der ein oder anderen Einlage am Klavier zu unterhalten. Wir mögen seine humorvolle Art. Schließlich hat er immer einen flotten Spruch auf den Lippen, wenn er den Angestellten manchmal unter die Arme greift und selbst serviert. Aber auch wenn man ihn außerhalb der Öffnungszeiten trifft, kann man stets ein gutes Gespräch mit ihm führen.
Hotel Chapeau Noir
Unser Favorit im Saarland
Die Auswahl am Frühstücksbuffet lässt ebenfalls keine Wünsche offen. Hervorzuheben ist hier die hervorragende Qualität der angebotenen Speisen. Wir schmecken ganz einfach, dass der Aufschnitt nicht aus dem Supermarkt kommt. Besonderes Highlight ist die Platte mit dem Rührei, die für uns jeden Morgen nach Rückfrage frisch zubereitet wird. Und so kommt es vor, dass wir den Frühstücksraum manchmal erst nach zwei Stunden wieder verlassen. Es ist einfach herrlich, das Frühstück in Ruhe zu zelebrieren zu können, ohne dass die Stechuhr auf der Arbeit bereits angefangen hat zu laufen.
Am letzten Abend erwartet uns also das saarländische 'Gudd gess'. Wir sind ja jetzt schon ein bisschen saarlanderfahren und wissen, dass sich in dem kleinen Bundesland an der französischen Grenze eigentlich alles um den Schwenker dreht. Bei dem Schwenker handelt es sich um einen Schwenkgrill. Da gehört natürlich ein ordentliches Stück Fleisch drauf. Dieses Schwenkfleisch nennt man im Saarland selbstverständlich auch Schwenker. Der Mann am Grill heißt im Saarland selbstredend, wie könnte es anders sein, auch Schwenker. Natürlich geht man den Schwenker (den Grill) hier nicht bei OBI kaufen. Denn hier im Saarland kennt selbstverständlich jeder Schwenker (der Mann am Grill) einen anderen Schwenker (ein anderer Mann am Grill), der irgendwo in einer Stahlhütte arbeitet und so einen Schwenker (ein Grill) zusammen schweißen kann. um anschließend Schwenker (mehrere Stücke Schwenkfleisch) gemeinsam zu schwenken äh zu grillen.
Heute gibt es aber keinen Schwenker (ein Stück Schwenkfleisch), sondern eine gebratene Lyoner. Etwas enttäuscht moniere ich bei Kellner Rudi, dass ich doch einen Schwenker (ein Stück Schwenkfleisch) erwartet hätte, schließlich handele es sich doch bei einem Schwenker (ein Stück Schwenkfleisch) um das saarländische Nationalgericht. Rudi erklärt, dass die Lyoner hier im Saarland fast den gleichen Stellenwert hat, wie ein Schwenker (ein Stück Schwenkfleisch). Allerdings, so erklärt Rudi, gibt es für die Lyoner normalerweise spezielle eiserne, zuklappbare Formen. Da kommt dann die Wurst rein und wird auf dem Schwenker (Schwenkgrill) gegrillt. Bine will natürlich direkt wissen, wo man eine solche Form kaufen kann. Doch bevor Rudi seinen Senf dazu gibt, erkläre ich:"Pass mal auf! Das ist so. Hier im Saarland kennt jeder einen Schwenker (der Mann am Grill), der in einer Hütte arbeitet und ein solches Teil zusammen schweißen kann..." Rudi schmeißt sich weg vor lauter Lachen und dreht sich um in Richtung Theke.
Ach so, als Vorspeise werden Grumbeerkischelscher gereicht. Was das ist? Na, dann fahrt mal ins Saarland, dann werdet Ihr die kennenlernen. Die Grumbeerkischelscher werden natürlich in einer spezielle Pfanne gebraten, die es so nirgendwo zu kaufen gibt. Da muss man schon jemanden kennen, der.... Na Ihr wisst schon!
Wie? Sechs Tage sind schon wieder vorbei? Das kann doch wohl nicht wahr sein! Wir könnten alle durch die Bank noch ein paar Tage dranhängen. Aber leider ist die Zeit gekommen, und wir müssen unsere Saarland-Card, die wieder einmal Teil unseres Arrangements war, wieder an der Theke abgeben. Noch ein letztes Schwätzchen mit Jörg, und dann steigen wir ins Auto und treten die Heimreise an.
Ein perfekter Aufenthalt. Am Saarbrückener Kreuz stellen wir uns dann leise die Frage, ob wir beim nächsten Mal denn doch wieder ein Zimmer auf Thekenhöhe bekommen werden. Eigentlich haben wir uns dieses Mal ja ganz gut benommen. Mutter hat ja auf uns aufgepasst. Und wiederkommen werden wir bestimmt. Die sind einfach ein tolles Völkchen, diese Schwenker Saarländer. Das muss man denen lassen.