Puh, ganz schön hoch! Das ist, was wir vom Parkplatz aus feststellen. Ob es sich wohl für uns lohnt, den Eintritt zu berappen. Schließlich sind wir keine geübten Wanderer, und uns ist klar, dass wir nicht allzu weit kommen werden. Aber nun gut, wenn wir denn schon einmal hier sind. Schauen wir enfach mal, wie weit wir kommen. 4 Euro pro Nase sind ja jetzt nicht so die Welt, also lösen wir beide ein Ticket. Vom Kassenbüdchen aus ist der Weg zum unteren Wasserfall dann auch nicht wirklich weit, und es geht sogar ein Stückchen angenehm bergab.
Es herrscht einmal mehr Kaiserwetter. Hier unten gelingen uns einige schöne Aufnahmen, und wir bekommen einen Eindruck von der Gewalt, mit der das Wasser hier hinunter prescht. Für ein gutes Foto geht man dann auch gerne mal nahe dran. Dementsprechend nass sind wir beide von der Gischt.
Genug gesehen, könnte man meinen. Weiter oben werden die Wasserfälle auch nicht viel anders aussehen, als hier unten. Aber weit gefehlt. Bine hat ihre neuen Wanderschuhe an, und will wenigstens ein Stück weiter rauf in Richtung mittlerer Wasserfall.
Musik: Endless Love von FRAMETRAXX
Wir starten unsere Tour am Kürsingerplatz auf 1070 m. Von hier an ist nichts mehr mit bergab. Es geht nur noch bergauf! Nach einer halben Ewigkeit erreichen wir die Riemann Kanzel auf 1110 m. 40 Meter Höhenunterschied, und ich habe das Gefühl, als hätte ich gerade die Zugspitze erklommen. Bine drängt weiter, und tatsächlich schaffen wir es bis zur Regen Kanzel auf 1150 m. Wieder 40 Höhenmeter geschafft, und ich bin am Ende. Ich liebe es, zu fotografieren. Und tolle Motive gibt es hier hinter jeder Kehre. 1170 m, die Sendtner Kanzel ist geschafft. Und wieder ein paar Fotos mit Regenbogen. Das reicht aber jetzt doch, oder? Nein! Bine verfällt langsam in einen Höhenrausch. Wir schleppen uns zur Jung Kanzel, 1210 m. Bine ist nicht zu bremsen. 1220 m, der Jaga Sprung ist erreicht. Ich erinnere Bine an meinen hohen Blutdruck. Ignoriert! Sie treibt mich hinauf zum Bergersteig auf 1245 m. Ich will nicht mehr! Mein Leben macht keinen Sinn mehr! Die Aussicht auf ein kühles Blondes hält mich am leben. Geschafft! 1306 m!!! Wir erreichen das Gasthaus Schönangerl.
Wir haben den mittleren Wasserfall erreicht. Das hätten wir nie für möglich gehalten. Ob ich jetzt stolz bin? Schließlich gibt es kein größeres Leid, als das, was sich der Mensch selbst antut. Nun ja, nach einem Bier sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Auch, wenn es nur ein Dosenbier ist zu einem Preis, der sonst wohl nur in einem Bordell aufgerufen wird. Ja, ein wenig Stolz macht sich tatsächlich breit.
Der Abstieg sollte dann ja wohl eher kein Problem sein. Aber denkste! Jetzt merken wir erst, wie steil das hier wirklich war. Aus der angepeilten halben Stunde zum Parkplatz wir mal ganz locker mehr als eine Stunde. Wie schnell man sich doch vertun kann.
Und tatsächlich, wir erreichen Bines Arona vor Einbruch der Dunkelheit. Es geht wieder zurück über den Gerlospass ins Zillertal. Im Auto spekulieren wir darüber, wie denn unser Muskelkater am nächsten Tag sein wird.
Wir hatten einen super tollen Tag. Erst das Treffen mit meiner Lieblings-Kollegin und dann die Wasserfälle. Und jetzt freuen wir uns auf ein leckeres Abendessen im Hotel Riedl und später ein Bierchen auf unserem Balkon.