Die wird es dann für mich aber doch. Auf dem Weg zurück in Richtung Parkplatz merke ich jede einzelne Kippe der letzten drei Wochen. Aber Busse fahren hier ja nicht. Ich habe also keine Wahl: ich muss da wieder hoch. Die Parkbank ober auf dem Plateau, die ich zuvor vom Parkplatz aus bereits gesehen habe, ist inzwischen besetzt. Ich hasse die Leute, die jetzt da sitzen! Erschöpft lasse ich mich auf einem mit Moos bewachsenen Baumstumpf nieder. Scheißegal, ich kann nicht mehr! Gott sei Dank scheinen die Leute ein Einsehen mit mir zu haben. Sie gehen weiter ihres Weges. Mit letzter Kraft schleppe ich mich dorthin. Ich will nicht mehr!
Allerdings bietet die St. Anna Kapelle, das können wir von hier aus sehen, ein tolles Fotomotiv. Nach einer ausgedehnten Rast machen wir uns auf den Weg dorthin. Im Mittelalter wurden hier Hexen verbrannt. Heute lodert hier kein Feuer. Es ist eine sehr schöne Gegend hier, und wir sind uns beide total sicher, dass es hier ein frisch gezapftes Bier und eine Grillwurst geben würde, wenn wir denn hier in Tschechien wären. Genug Publikum wäre jedenfalls vorhanden. Wir sind aber in Deutschland, also müssen wir auf diese Annehmlichkeiten verzichten. Immerhin ist es hier flacher, und unser Spaziergang fängt an Spass zu machen.
Vor einem Baum steht ein Schild mit der Aufschrift Ziegenschlade. Mit Bine war ich ja vor einigen Jahren bereits auf der Dörnschlade. Schlade!? Was bedeutet das? Als Rheinländer kenne ich den Begriff nicht. Ich frage Bine, ob mit Schlade eine Halde gemeint sei. Voller Überzeugung bejaht sie das. Ich täusche nur vor, dass ich mit ihrer Antwort zufrieden sei. Zuhause schaue ich im Internet nach. Es gibt verschiedene Gemeinden, in denen Schlade ein Ortsteil ist, zum Beispiel in Wipperfürth und Drolshagen. Aber darüber, was eine Schlade ist, gibt auch Wikipedia keine Auskunft. Daher wird BiBuWorld an dieser Stelle interaktiv: wenn Ihr die Bedeutung kennt, schreibt uns doch bitte eine Mail. Danke!
Ziegenschlade
Ort der Hexenverbrennung
Bevor es wieder zurück auf die heimische Couch geht, drehen wir noch eine kleine Runde und machen einen Stopp am Wasserschloss Crottorf. Viel sehen können wir nicht, ist der Park doch von einer Mauer umgeben. Corona lässt grüßen, das Kassenbüdchen ist geschlossen. Wir kommen nicht hinein. Also machen wir ein paar Fotos von der Strasse aus.
Das Wetter heute ist wieder einmal komisch. Ohne Jacke ist es zu kalt und mit zu warm. So warm jedenfalls, dass wir Lust auf ein Eis bekommen haben. Das gönnen wir uns auf dem Rückweg in Freudenberg. Brav reihen wir uns in die Schlange vor dem Eiscafé Eiszeit ein. Bine nimmt vier Bällchen mit Amarena-Soße und ich drei Kuglen mit Sahne. Elf Euro kostet der Spass oder 22 D-Mark, wenn ihr so wollt. Hmm, früher kostete eine Kugel 10 Pfennig. Mit Sahne und Soße wären wir da bei einer Mark gewesen. Hey Leute, die Milch ist noch fast genauso teuer wir damals und der Zucker auch. Klar, die Mieten sind gestiegen und die Löhne auch. Aber doch bitteschön nicht um das 22-fache! Ich finde die heutigen Eispreise mehr als übertrieben. Während Bine vom Eisbecher schwärmt, bleibt mir das Gefrorene im Hals stecken. M. E. sind die Kugeln eher klein und die Qualität allenfalls durchschnittlich. Ich muss da nicht nochmal hin! Aber naja, wir kennen das von unseren Reisen: in anderen Ländern (auch in Italien) sind die Bällchen noch viel teurer.
Jedenfalls müssen wir uns kalorientechnisch nicht allzu sehr grämen, schließlich haben wir auf unserer Runde auch ein paar vorab verbrannt. Und jetzt gehts zurück nach Siegen, die Couch ruft!