Den besten Überblick hat man natürlich vom höchsten Punkt der Stadt mit guter Aussicht. Mönchengladbach ist nicht nur die einzige Stadt der Welt mit zwei Hauptbahnhöfen, nein, wir haben auch zwei Müllberge: den Gladbacher und den Rheydter. Welcher von den beiden der höhere ist, und ob am Ende der Alte Markt nicht sogar höher liegt, das vermag ich nicht zu sagen.
Für den heutigen Tag habe ich jedenfalls den Gladbacher Müllberg ausgewählt. Zu meiner Kindheit nannten wir ihn den Kahlkopp, ganz einfach, weil er noch nicht so bewachsen war wie heute. Aber auch Monte Klamotte oder Monte Scherbelino waren gängige Bezeichnungen für diese Abfallhalde. Wir jedenfalls parken unser Auto auf dem Parkplatz des städtischen Friedhofs auf der anderen Seite der Kaldenkirchener Straße. Über die Fußgängerbrücke gelangen wir zum Fuße des Berges.
Gleich hier unten befindet sich auch die Todeskurve. Tot geblieben ist hier zwar noch keiner, aber nur Wagemutige trauten sich hier im Winter auf der vereisten Strecke mit dem Schlitten hinunter. Mein Vater war so einer. Mit mir als Sozius sind wir dann auch gleich beim ersten Versuch spektakulär verunfallt. Die minderjährigen Zuschauer hatten etwas zu lachen und zeigten fortan mit dem Finger auf uns. "Da ist wieder der Mann mit der Mütze", riefen die Kinder noch den ganzen Tag. Mein Vater trug an diesem Tag eine wirklich sehenswerte Mütze mit fellbesetzten Ohrenklappen.
Auf dem Weg zum Gipfel machen wir aber leider eine erschreckende Erfahrung: Müll überall, soweit das Auge reicht. Das ist nicht schön, und ich fange an, mich für meine Heimatstadt zu schämen! Nee, liebe Stadtverwaltung: da müsst Ihr Euch abel mal etwas einfallen lassen. Das ist ja gruselig so und ein Schandfleck! Einfach nur peinlich!
Wir versuchen, so gut es nur geht, darüber hinwegzuschauen und stattdessen lieber die Aussicht zu genießen. In östlicher Richtung können wir auf unser neues Zuhause schauen. Markant sticht hier der Turm der ehemaligen Hannen-Brauerei (jetzt Oettinger) hervor. In Richtung Norden blicken wir auf Viersen. Im Westen gehts zum Schwalmtal und im Süden liegt Rheydt.
Eigentlich wäre es eine schöne Runde gewesen, wenn da nicht der viele Müll gewesen wäre. Okay, vielleicht muss man damit rechnen, wenn man einen Müllberg besucht!? Eigentlich aber eher nicht.
Jetzt aber ab nach Neuwerk. Ein Anruf, und ein paar Minuten später steht Jürgen auch schon auf der Matte. Er redet uns einige Ideen aus, gibt uns dafür aber auch neue Anregungen, auf die wir ohne ihn gar nicht gekommen wären. Insbesondere die Idee eines Durchbruchs, durch den wir Koch- und Wohnbereich miteinander verbinden können hat uns angefixt.
Nach einem erfolgreichen Tag verlassen wir Neuwerk.