Schon letztes Jahr haben wir eine Führung mit ihm gemacht. Und was soll ich sagen? Er ist einfach spitze! "Nicht C, nicht B sondern A", diese Worte fallen immer wieder in seinem Vortrag, wenn er gerade einmal mehr die Qualität vom Kozel Bier hervorhebt. Ihr alle wisst, was ich meine, wenn ihr ihn live erlebt habt. Das tschechische Bier ist für mich weltweit eines der Besten, und ich war mit meinem Schatz schon ein paar Mal hier bei Kozel in Velké Popovice. Ich liebe dieses Bier, und so habe ich beschlossen, zu meinem runden Geburtstag mit den Menschen, die mir am Herzen liegen, hier ein paar tolle Stunden zu verbringen.
25 Kilometer von unserem Hotel in Prag entfernt ist die Kozel Brauerei in Velké Popovice beheimatet. Niemand meiner Gäste hat sicher jemals vorher von diesem Ort gehört. Im Jahre 1871 wurde sie vom Großunternehmer Franz Ringhoffer II. gegründet, drei Jahre später wurde hier das erste Bier gebraut. Die Ursprünge gehen Aufzeichnungen zufolge aber bis ins 16. Jahrhundert zurück. Es zählt zu den Lagerbieren und wird als Kozel Svetly (hell), Kozel Cerny (dunkel) und Premium gebraut. Erkennungszeichen der Marke ist ein Ziegenbock, der auch der Namensgeber ist. Denn „Kozel“ bedeutet Ziegenbock. Also wird das Bier hier unter seiner Aufsicht gebraut😉. Die Brauerei ist heute das Aushängeschild einer ganzen Region❤️. Kozel zählt heute zu den beliebtesten tschechischen Bieren weltweit.
Stolz kann die Brauerei behaupten, die Tradition der tschechischen Bier Pubs mit Tankanlagen eingeführt zu haben. Schon 1965 fuhr der erste Bier LKW aus der Brauerei und versorgte das Restaurant Koruna am Wenzelsplatz, das hatte damals den höchsten Bierabsatz in der Umgebung.
Brauereibesichtigung in Velké Popovice
Zu Gast bei Kozel
Los geht’s. František führt uns, nachdem wir alle rot leuchtende Aufkleber auf unsere Kleidung platzieren mussten, damit wir als Besucher erkannt werden, auf das Brauereigelände.
Wir halten an einem überdimensionalen Ziegenbock aus Holz und bekommen die ersten Erklärungen über die Brauerei. Ich bin immer noch begeistert, dass ich die Tour in Deutsch buchen konnte.
Der erste Raum des Brauereigebäudes ist der Familie Ringhoffer gewidmet. Franz Ringhoffer hat seinerzeit die Brauerei gegründet. Leider hat er den Produktionsbeginn nicht mehr mit erleben dürfen. Aber seine Nachkommen führten den Betrieb dann mit großem Erfolg weiter.
Unser Weg führt durch ein wahres Labyrinth. Vorbei an unzähligen historischen Gegenständen, stets begleitet von Františeks Geschichten und Anekdoten, gelangen wir zu einer verglasten Galerie. Hier können wir das Herzstück der Brauerei bewundern: das Sudhaus. Wir blicken auf die Kommandozentrale, die die Produktion überwacht. An einer exzellent aufbereiteten Schautafel erklärt uns František die einzelnen Brauprozesse.
Dann werden wir in einen kleinen Kinosaal geführt und schauen uns einen Film über die Brauerei an. Auch dieser ist in Deutsch. Ich finde das wirklich sowas von super. Nicht alle meine Gäste sind der englischen Sprache mächtig und schon gar nicht der tschechischen Sprache. Leider. Aber da wir alles verstehen, sind alle begeistert.
Und wieder geht es weiter: dieses Mal in das historische Sudhaus. An den Wänden hängen unzählige Porträts der wichtigsten Mitarbeiter der vergangenen Jahrzehnte. Hier finden sich Mälzer, Fassbinder, Kellermeister, LKW Fahrer und natürlich Braumeister.
Hier steht auch schon Václav Wonka an der Theke. Doch dazu später mehr. Erstmal verlassen wir den Raum wieder am anderen Ende und verschwinden durch einen Eingang gegenüber im Kellergewölbe. Wir landen in einem Verkostungsraum mit einer außergewöhnlichen Theke. Ein riesiger Ziegenbock thront auf dem Zapfhahn. An der Wand sind zahlreiche Bierdeckel mit Porträts von Angestellten zu sehen. Toll, dass es noch Arbeitgeber gibt, die ihre Mitarbeiter schätzen. Und endlich endlich können wir das köstliche Kozel nun auch probieren. František zapft fleißig, bis wir alle versorgt sind. Mmmhhh. Unfiltriert, unpasteurisiert und perfekt temperiert: genial!
Aber weiter gehts. Wir dürfen unser Kozel mitnehmen, sofern wir es noch nicht geleert haben und stehen dann im nächsten Keller. Hier gibt es 20 Riesenzylinder, die jeweils 2.750 Hektoliter fassen. In den Tanks findet die Gärung statt. Die zuckerhaltige Bierwürze wird in Alkohol und Kohlendioxid umgewandelt. Nach 10-12 Tagen wird das Bier zur Reifung in den Keller geleitet. Bevor es dann weitergeht, müssen wir unsere Becher entweder leer trinken oder wegschütten. Im Keller der Brauerei stehen über 300 Tanks, in denen das Bier je nach Art unterschiedlich lange bei kühlen Temperaturen heranreift bis es fertig ist und dann auf seine Abfüllung wartet.
Auch ein Blick in die Abfüllanlage bleibt uns nicht verwehrt. Wir bestaunen einen Teil der riesigen Produktionshalle. Hier werden die Pfandflaschen gereinigt, abgefüllt und schließlich verpackt. Der Überblick von hier oben ist super. Es ist viel los in der Halle, dementsprechend viel gibt es zu bestaunen. Hier werden 40.000 Flaschen und 330 Fässer pro Stunde abgefüllt.
Was wäre eine Brauereibesichtigung bei Kozel, ohne den heimlichen Helden gesehen zu haben? Also marschieren wir weiter auf dem Brauereigelände. Und zwar zu Olda, dem Ziegenbock. Er wird in einem Aussengehege gehalten und ist seit 1930 das Maskottchen von Kozel. Natürlich ist es nicht der erste Ziegenbock. Seit 1930 gab es zahlreiche. Aber der Name Olda bleibt bei jedem Tier gleich, zur Erinnerung an den ukrainischen Züchter des allerersten Bocks. Hier schlagen natürlich vor allem die Mädchenherzen höher. Wir lieben nunmal putzige Tierchen.