Um allen Gästen möglichst gerecht zu werden, teilen wir die Gruppe auf. Wer Lust hat, kann mit mir eine extra Runde drehen und Kloster Strahov besichtigen. Die anderen trinken noch ein Bierchen mehr und machen sich später mit Bine direkt auf in Richtung Burg.
Tatsächlich finden sich genug Wahnsinnige, die sich mit mir zusammen bei dem Wetter auf den Weg machen. Wir laufen die Tychonova hoch und erreichen nach wenigen Minuten die Tram-Haltestelle. Mit der 22 fahren wir bis zur Haltestelle Pohořelec. Von hier aus sind es nur wenige Meter bis zum Kloster.
Ich lege den Gästen einen Besuch der Bibliothek dringenst ans Herz. Vor Kurzem war ich noch mit Bine dort, und wir waren schlichtweg beeindruckt. Ich spare mir also das Eintrittsgeld und warte draußen geduldig auf die Rückkehr der Gäste. Frank macht das haargenau so und tigert durch das Gelände. Nach einiger Zeit haben Bines Gäste den Rundgang beendet. Die Reaktionen sich durchaus gemischt. Ein paar Leute sind begeistert, andere wiederum sind enttäuscht, dass die Bibliotheksräume durch ein Seil abgesperrt sind und man nur von draußen einen Blick hineinwerfen kann. So unterschiedlich können Meinungen sein, aber ich denke, unter dem Strich hat keiner den Besuch bereut und die Ticket-Preise sind ja auch einigermaßen moderat.
Kloster Strahov
schöner geht Bibliothek eigentlich nicht
So, ich weiß, dass Bine eine Riesen-Aufgabe vor der Brust hat. Sie soll ihre Gruppe alleine zur Burg führen. Da möchte ich sie natürlich nicht hängen lassen und für sie da sein. Gemeinsam mit den Paderbornern begebe ich mich auf direktem Weg in Richtung Burg. Der Rest meiner Truppe lässt es gemütlicher angehen und kehrt noch in ein Café ein. Recht haben sie. Es hat zwar inzwischen aufgehört zu regnen, aber ein Warmgetränk und dazu ein Stück Kuchen haben sich alle redlich verdient.
Ein Anruf auf dem Smartphone verrät mir, dass Bine und ihre Leute inzwischen auch die Burg erreicht und die Sicherheitskontrolle bereits passiert haben. Dennoch ist eine gewisse Panik in Bines Stimme unüberhörbar. Demzufolge bin ich froh, Karin und Rainer in meiner Nähe zu haben. Die beiden stehen mit hilfsbereit zur Seite, ohne sich unangenehm aufzudrängen. Mit der Unterstützung der beiden gelingt es mir dann auch relativ schnell, Bine und ihre Gefolgschaft einzufangen.
Alle gemeinsam verlassen wir dann noch einmal den Burgbereich. Wir führen die Gäste an die Mauer, von wo aus man einen Blick auf die deutsche Botschaft werfen kann. Hier hat Genscher damals jene berühmten Worte gesprochen. Alle halten ein wenig den Atem an und schauen gebannt auf das Gebäude, auf dessen Dach die deutsche Flagge weht.
Lange bleiben wir aber hier nicht stehen. In unserem Rücken tut sich nämlich etwas. Also rennen wir alle wieder den Hügel hoch. Hier auf dem Platz hinter der Burg findet gerade die Wachablösung statt. Das ist schon ein Schauspiel für jeden, der es noch nicht gesehen hat. Die Schnuffels sind hin und weg.
Auch die Strahov-Leute haben ihren Kaffee inzwischen leergetrunken, sie kommen aber zu spät. Die Wachablösung ist inzwischen vorbei. Macht aber nix, dafür haben sie schön warm im Trockenen gesessen.
Wir sind wieder vereint! Alle zusammen passieren wir erneut die Sicherheitskontrolle. Mal sehen, was die Burg und der Veitsdom zu bieten haben.