Parkplatznot gibt es hier nicht. Wir parken Bines Ibiza und lassen unser Gepäck zunächst im Auto. Der Landgasthof Zum Anleitner macht einen sehr guten ersten Eindruck.
Vorbei an Küche und Souvenir-Shop betreten wir die Gaststube. Die freundliche Chefin des Hauses erwartet uns bereits und begleitet uns in den zweiten Stock unters Dach. Von unserem Zimmer führen ein paar Stufen auf den kleinen Balkon. Ich bin froh, meine eigene kleine Raucher-Lounge zu haben, und die nett dekorierten Betten sehen auch gemütlich aus.
Direkt unter dem für Hotelverhältnisse eher größeren Flachbild-TV lacht uns neben einer Flasche Mineralwasser auch ein Fläschchen Sekt an. Natürlich hat diese den ersten Abend nicht überlebt. Aber wem sagen wir das?
Wir schleppen unser Gepäck aufs Zimmer und sind froh, dass es bereits 17:30 Uhr sind. Aus der Küche riecht es schon gut, und uns knurrt der Magen. Dementsprechend schnell finden wir uns in der liebevoll dekorierten Gaststube ein. Ein gemütlicher Tisch direkt am Kamin ist für uns auch bereits gedeckt.
Wir sind in Bayern. Was liegt da also näher, als zunächst die Auswahl an lokalen Bieren auf Herz und Nieren zu testen. Fangen wir also mit einem dunklen Aldersbacher an. Schmeckt!
Zwei Wochen zuvor waren wir ja noch im Elsass und sind von der dortigen Küche verwöhnt worden. Es würde ja schon an Wunder grenzen, wenn auch hier unsere Gaumen so verwöhnt werden würden. Und während wir uns darüber noch Gedanken machen, steht Inhaber und Küchenmeister Günther Herberger bei uns am Tisch und heißt uns ebenfalls herzlich willkommen.
Zugegeben, der Chef macht einen kompetenten Eindruck auf uns! Vor uns liegt eine Halbpensionskarte. Neben Vor- und Nachspeise gibt es drei Hauptspeisen zur Auswahl. Da ist natürlich jetzt guter Rat teuer.
Bine entscheidet sich für den Sauerbraten vom Jungrind mit zweierlei Knödel und Apfelblaukraut.
Ich mache mein Kreuzchen beim gebratenen Kappseehechtfilet auf Bandnudeln, Rieslingrahmsoße und Kartoffelstroh. Einen Salatteller gibt es auch noch dazu.
Bereits beim ersten Löffel der Tafelspitzsuppe sind wir uns beide einig: der Meister versteht sein Handwerk. Das ist kein Knorr-Süppchen!
Der Sauerbraten zerfällt auch ohne Messer und mein Fisch ist geschmacklich mehr als einwandfrei und alleine Grund genug, nochmal wiederzukommen.
Erfreulicherweise sind die Portionen auch dazu geeignet, größere Menschen satt zu machen. Das scheinen aber auch die Wirtsleute zu wissen. Wir brauchen erstmal eine Pause! Und so wird der Nachtisch auch erst auf Zuruf serviert.
Wir sind jedenfalls begeistert, sowohl von der Qualität des Essens, als auch vom Service. Hier ist einfach alles stimmig, und wir fühlen uns richtig wohl. Auch beim Nachtisch hat Dr. Oetker nicht Pate gestanden. Bedächtig löffeln wir unser Dessert und loben uns gegenseitig für die gute Wahl, die wir wieder einmal getroffen haben.
Wir sind platt. Aber die Flasche Sekt auf dem Zimmer will noch getrunken werden.
Ein gelungener erster Abend. So kann es weitergehen!
Und wer jetzt von Euch glaubt, das sei es gewesen, der hat sich getäuscht. Am Samstagabend legt der Küchenmeister nach.
Wir starten mit einer Selleriecremesuppe mit Birne und Gorgonzola. Definitiv kein 0815-Süppchen!
Ich versuche mich an der vorzüglichen Kalbshaxe in Thymian-Rosmarin-Soße. Der Knödelfan schlechthin bin ich ja nie gewesen. Aber die Semmelknödel hier sind schlichtweg mehr als nur Sättigungsbeilage. Garniert ist das Ganze mit frischem Marktgemüse. Ich bin so satt. Alles deutet nach dem fürstlichen Mahl darauf hin, den anstehenden Klitschko-Boxkampf zu verpassen. Gottseidank wartet die Chefin noch eine Weile mit dem Nachtisch.
Auf der anderen Tischseite lächelt mich Bines Cordon Bleu vom Jungschweinrücken an. Das tote Tier ist mit Bergkäse und Landschinken gefüllt. Statt der Pommes hat der Küchenmeister auf Bines Wunsch krosse Bratkartoffel serviert.
Den Bissen, den Bine mir zum Probieren anbietet, lehne ich dankend ab. Ich habe genug mit meiner Kalbshaxe zu tun.
Ohne Verdauungsschnäpschen danach sind die Portionen einfach nicht zu schaffen. Quantität, Qualität und auch Preis stehen hier einfach im absoluten Einklang!
Obwohl uns das hausgemachte Erdbeertiramisu beinahe zum Platzen bringt, ist es das i-Tüpfelchen des Abends. Einfach köstlich!
Sonntagabend, wir sind bei unserem letzten Abendmahl angekommen. Bine hat am Vorabend von einer typisch bayerischen Schweinshaxe geschwärmt und damit Meister Herberger dazu veranlasst, die Halbpensionskarte für unseren letzten Abend im Anleitner dahingehend zu ändern. Für Bine gibt es also heute Wunschkost. Chapeau! Das nennen wir mal Service und beileibe nicht selbstverständlich.
Aber fangen wir mit der Suppe an. Auch die heutige Tagessuppe, eine Karotten-Kartoffel-Orangensuppe, hat so rein gar nichts von Maggi & Co. Köstlich!
Während Bine an der Haxe verzweifelt (nur der Größe wegen!), genieße ich den einheimischen, frischen Spargel mit neuen Kartoffeln, einer (natürlich selbstgemachten) Sauce Hollandaise und gebratenem Schweinefilet.
Mit dem Dessert lassen wir uns Zeit. Das dunkle Schokoladenmus mit Erdbeeren rundet unser perfektes Dinner ab. Zu schade, dass wir morgen wieder abreisen müssen.
Ganz und gar nicht haben wir bislang das Frühstück erwähnt. Das liegt daran, dass wir schlichtweg vergessen haben, hiervon das ein oder andere Foto zu machen. Highlights sind auf jeden Fall die selbstgemachten Marmeladen. Mein Favorit ist ja die Rumtopfmarmelade. Nach dem Verzehr sollte man wohl besser nicht in eine Polizeikontrolle geraten. Eigentlich hätten wir davon ein Gläschen mitnehmen sollen. So stand es jedenfalls im Angebot. Aber das ist bei der Verabschiedung irgendwie beiderseitig untergegangen. Das soll aber keine Kritik sein und tut der ganzen Sache keinen Abbruch. Und eigentlich wollten wir ja sowieso noch etwas aus Sonjas Laderl mitnehmen. Aber auch dazu ist es nicht gekommen. Irgendwie war wie immer die Zeit zu kurz.
Jedenfalls sprechen wir an dieser Stelle unser uneingeschränktes Lob an das Inhaber-Ehepaar Herberger aus. Die beiden haben jederzeit alles getan, damit wir uns rundherum wohlfühlen.
Falls Ihr auch mal ein paar Tage oder auch länger in schöner Umgebung entspannen und schlemmen wollt, dann schaut mal beim Anleitner vorbei. Wir können den Landgasthof mit bestem Gewissen empfehlen.